Weinverkostung in Homboro

Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen Alkohol trinke, doch wann besucht man mal eine Weinkelterei in Afrika?!
Meine Mitbewohnerinnen hatten 2 Freundinnen aus Amerika zu Besuch und denen wollten sie ein kleines Kulturprogramm bieten. Natürlich sind wir hier um zu arbeiten und das tun wir ja normalerweise ausgibig, aber darüber sollen wir nicht vergessen auch das Land kennenzulernen. In gewisser Weise gehört das ja ebenso zu unserer Arbeit. Generell soll Arbeit ja Freude bereiten.
So wurde ich ermuntert mich der Gruppe anzuschließen und vergangene Woche an einem Tag mit Ihnen und Father James nach Homboro zu fahren. Dies ist eine kleine Stadt ca. eine Stunde von Dodoma entfernt. Eigentlich anderhalb Stunden, aber das kommt auf die Fahrweise an. Father James meinte zu mir, dass er, wäre er nicht Jesuit und hätte somit kein Armutsgelübte abgelegt, dann gern einen BMW-Sportwagen hätte.
Es war mein erster Ausflug etwas weiter weg von Dodoma. Nachdem wir die asphaltierte Hauptstraße nach Dar-Es-Salam verlassen hatten, fuhren wir lange auf einer huckligen Sandpiste. Vorbei ein kleinen Lehmhüttem-Dörfern, an Rindern, die über den Schultern einen Wasserspeicher-Höcker wie Dromedare haben, an den dicken, gewaltigen Affenbrotbäumen und durch eine ziemlich vertrocknet scheinende Vegetation, deren Sträucher meist lange gefährliche Dornen haben.
Homboro selbst war nicht gleich als Stadt zu erkennen. An der staubigen Straße gab es ein paar Läden vor denen einige Männer saßen und Dame spielten sowie ein Dalla-Dalla, ein Kleinbus des privat-öffentlich organisierten Nahverkehrs, das auf Mitfahrer wartete. Wir nahmen noch einen Mitarbeiter des dortigen katholischen, ebenfalls von Jesuiten betreuten Gemeindezentrums auf und fuhren dann mit ihm zur Kelterei. Plötzlich gab es in Homboro ein Tor auf der Straße und schon fuhren wir durch das Universitätsgelände. Die Architektur der Uni-Gebäude könnte man ähnlich auch in Deutschland finden. Die Straßen waren nun asphaltiert und hatten sogar Straßenlampen. Selbst in der Hauptstadt ist das nur teilweise im Zentrum der Fall. Es ist eine Universität in der hauptsächlich „public studies“ unterrichtet werden, also eine Ausbildung für die Arbeit in Regierungsbehörden.
Nahe des Stadtrands lag dann das Weingut. Zwar mussten wir etwas mit dem Pförtner verhandeln, doch letztendlich ließ er uns auch ohne Bezahlung auf das Gelände. Vielleicht hatte er doch ein bisschen Respekt gegenüber einem Priester, so vermutete zumindest Father James.
Im Wesentlichen gab es dort ein großes Gebäude. Dort wurden wir nun freundlich willkommen geheißen und bekamen jeder ein riesiges Weinglas. Dann gab es auch gleich erstmal die erste Kostprobe von einem einfachen Wein. Für mich natürlich nur ein Schluck. Aber kosten sollte ich ja schon mal, auch wenn ich keinen großartigen Vergleich anstellen kann.
Dann wurde uns kurz die Geschichte von der Fabrik erzählt. Um guten Wein für die Messe, aber auch andere Gelegenheiten zu keltern, kamen Anfang des vergangenen Jahrhunderts ein paar Italiener zu den Jesuiten nach Homboro, doch nach einigen Jahrzehnten kam es zu Streitigkeiten, so ließen sich die Italiener ein Stück entfernt am Stadtrand nieder und bauten dort eine Fabrik auf. Dort wird nach Meinung vieler einer der besten Weine Tansanias gekeltert, während die Jesuiten auf ihrem Grundstück zwar nach wie vor einige Weinstöcke besitzen, aber keine Ahnung von der Herstellung guten Weins zu scheinen haben. Die großen Stahlkessel wurden alle per Schiff von Europa gebracht. Die Technologie kommt also von außerhalb, doch die 1,5 bis 2 Mio. Liter Wein pro Jahr sind ausschließlich für Tansania. Zwischendurch gab es schon die zweite Probe während wir beobachteten wie eine neue Ladung Trauben, die von den Bauern in die nahen Bergen stammt, entladen und in die Pressen geschüttet wurde. Schließlich durften wir noch den besten Wein des Hauses probieren, der einige Zeit in Holzfässern lagert und von dem eine Flasche schon 20€ kostet. Insgesamt machte das alles einen sehr modernen Eindruck, auch wenn an der kleinen Etiketiermaschiene sicher mehr Menschen als in Europa beschäftig sind.
Den Abend verbrachten wir dann auf dem Gemeindegelände und sahen am Ufer eines Sees die ersten Sterne aufgehen. Aus dem See ragten viele große Äste. In der Regenzeit ist der Wasserspiegel 2 m höher und kein Ast ist mehr zu sehen. Baden im leicht salzigen Seewasser wird aber nicht so recht empfohlen und viele Tansaniaer lernen auch nicht zu schwimmen. Erst vor wenigen Wochen waren 2 Fischer mit ihrem kleinen, kanu-ähnlichen Boot auf diesem See umgekippt und einer ist ertrunken.
Die Natur auch als Erholungsraum zu sehen, scheint vielen Menschen hier eher noch fremd zu sein. Sehr viele arbeiten nun mal in der Landwirtschaft und so bleibt es in ersten Linie eine Herausforderung, ihr ausreichend Ertrag für eine Lebensgrundlage abzuringen. Doch ich muss mal fragen, ob wie sie sie mögen. Ob sie das Klima tauschen würden oder doch genau in einer solchen Umgebung leben möchten. Ein Bekannter versucht hier gerade ein kleines Reise-Unternehmen aufzubauen, welches besonders die zahlreichen Nationalparks als Urlaubsziel den Tansaniaern präsentieren soll, doch noch ist die Nachfrage eher gering. Viele Besucher dieser Parks scheinen eher aus den Industrienationen zu kommen. Doch zumindest für die hiesige obere Mittelschicht werden sie zunehmend interessant, so schlug mir mein Physiklehrer Katabaro vor, dass wir mal gemeinsam mit seiner Familie einen besuchen sollten.

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