Meine Ankunft hier in Tansania ist bald ein halbes Jahr her und so wird es Zeit für ein kleines Zwischenfazit. Überhaupt hab ich ja noch wenig über meine eigentliche Arbeit hier berichtet. Die lange Wartezeit auf neue Artikel soll nun endlich vorbei sein.
Bereits in meiner ersten Woche hatte ich mich für meinen Arbeitsplatz entschieden: die St. Peter Claver Highschool der Jesuiten etwas außerhalb von Dodoma. Die Schule ist ein Internat und wurde vor gerade erst 3 Jahren gegründet und somit wird in einem Jahr die erste Graduierung stattfinden.
Ein Schultag an der Highschool beginnt für mich kurz nach 6 Uhr mit dem Klingeln des Weckers, um dann gegen 6:45 Uhr den Schulbus, in dem nur Lehrer und sonstiges Schulpersonal mitfahren, zu nehmen und nach einer guten halben Stunde Fahrt die Schule zu erreichen. Der Unterricht beginnt meist etwas unpünktlich nach 8 Uhr. Das hört sich ja ganz gemütlich für die Schüler an, aber diese müssen schon gegen 5 Uhr zu Morgenexamen, Frühstück und Messe aufstehen. Montags und Mittwochs ist dann auch noch Appell mit den Lehrern. Natürlich wird dann auch die Nationalhymne gesungen. Wenn die Schüler das nicht so natürlich finden und nicht laut singen, dann dürfen sie gleich noch einmal singen. Meist klappt es dann besser. Nach der ersten 80-minütigen Doppelstunde gibt es dann ein weiteres Frühstück auch für die Lehrer, mit Tee und abgezähltem, aber meist leckerem Weißbrot. Es folgen 2 weitere Doppelstunden und dann das Mittagessen, welches entweder Ugali mit Bohnen oder Reis mit Bohnen ist. Seit diesem Jahr gibt es allerdings etwas unregelmäßig auch Ziegenfleisch dazu. Inzwischen essen die Lehrer aber getrennt von den Schülern, während es im vergangenen Jahr mit dem erhöhten Lehrertisch am Kopf der Halle und den nach Klassen sortierten Schülertischen noch etwas an Hogwarts erinnert hatte. Nach einer kurzen Mittagspause stehen am Nachmittag noch 3 Einzelstunden an, bevor es für mich mit dem Bus um 16:15 Uhr zurückgeht, während die Schüler meist eine Stunde Sport, dann Abendbrot und weitere Selbststudieneinheiten am späten Abend für die Hausaufgaben haben. Zwischendurch müssen sie natürlich auch ihre Sachen waschen und Strafaufgaben übernehmen. Die einzige wirklich festgeschriebene freie Zeit im Stundenplan sind für sie einige Stunden am Sonntagnachmittag, sofern sie nicht in Sportteams sind. Wenn anschließend noch Chor ist, bin ich wochentags gegen 18:30 Uhr wieder zu Hause und darf dann kochen oder abwaschen oder einfach genießen, dass das diesmal Aufgabe meiner Mitbewohner ist. Ja, Mitbewohner. Inzwischen sind mit Hugh und Filip zwei junge Briten eingezogen, sodass wir nun 7 JVs unter einem Dach sind. Skat und Siedler habe ich ihnen bereits beigebracht, so ist schon mal eine gute Grundlage gelegt.
An meinem ersten Tag an der Highschool hatte ich auch gleich meine erste Unterrichtsstunde in Physik zu halten. Am Morgen schloss ich mich Justin Katabaro, dem damaligen Physiklehrer, an und war mit ihm zu einer Auswertungsstunde über ein Examen der Form 2, entspricht ungefähr der 8. oder 9. Klasse, mitgegangen. Er diskutierte erst einige Physikaufgaben mit den Schülern und ließ sie anschließend weitere rechnen. Dann ging ich auch durch die Reihen und gab Hinweise. Nach dem Mittagessen waren wir auf dem Weg zu einem anderen Stream der Form 2, als Katabaro mir eröffnete, dass ich doch eigentlich alleine in die Klasse gehen könne und mit ihnen über das Examen sprechen kann. Und schon stand ich mit dem Aufgabenzettel und ein paar Stücken Kreide in der Hand etwas hilflos vor der Klasse. Da ich Physik nun mal auf Deutsch studiert habe, verstand ich viele der Aufgaben nicht so ganz. Doch dies änderte sich so langsam in den folgenden Wochen, in denen ich viel in den Physikbüchern blätterte und mir die neuen Begriffe versuchte zu merken. Die Aussprache von Wörtern wir „circuit“ oder „acceleration“ ließ ich mir dann von den Schülern beibringen. Das Schulmotto „To learn, to love, to serve“ (dt.: „lernen, lieben, dienen“) kann doch auch für mich gelten.
In den letzten Monaten des Schuljahres standen viele Examen an. Ich verbrachte einmal eine komplette Woche damit Examen zu beaufsichtigen, wobei immer zwei zweieinhalb-stündige Examen pro Tag stattfanden. Und dies für die Schüler auch mal durchgehend über 2 Wochen hinweg. Unvorstellbar an deutschen Schulen. Aber die Schüler denken wohl auch unterschiedlich über diese Situation. Es wird halt hingenommen und man sieht, ob man was verstanden hat. Kritik gibt es aber, wenn der Stundenplan für die Examen plötzlich umgestellt wird. Meine Aufgabe bestand während der Aufsicht darin die Blätter auszuteilen und später zusammenzuheften und einzusammeln sowie den Schülern Klogänge zu erlauben. Anfangs schaute ich auch genauer nach Spickversuchen, habe aber nie jemanden erwischt. Wenn ca. 200 Schüler in der Multifunktionshalle das Examen schreiben und der zweite Aufsichtslehrer sich eher nur gelegentlich blicken lässt, ist das zwar ein niedrig qualifizierter, jedoch trotzdem ziemlicher Fulltime-job, insbesondere wenn es Probleme mit den Examensfragen gibt und ich dann versuchen soll die Fragestellung zu berichtigen, dass es nicht zum Nachteil für die Schüler wird. So viele Examen müssen dann natürlich kontrolliert werden. Für 3 Physikexamen war ich zuständig. Der Multiple-Choise-Teil am Beginn geht natürlich sehr schnell, aber die weiteren Aufgaben ziehen sich, besonders wenn ich gerne Hinweise zu den Fehlern oder zu überhaupt einem Lösungsansatz geben möchte. Ich weiß aber nicht, inwieweit die Schüler sich dies zu Herzen nehmen. Es kamen aber nach Rückgabe der Examen nur sehr vereinzelt Fragen zur Punktezählung, somit waren sie wohl zufrieden oder desinteressiert. Natürlich sind es Jugendliche und es gibt sicher auch Dinge, die außerhalb des Unterrichts interessant sind, aber viele Schüler wollen auch intensiv und ernst studieren. Ihre Eltern zahlen schließlich viel Geld für einen Platz an der Highschool und sie verstehen, dass eine gute Bildung eine Grundlage für einen recht komfortablen Lebensunterhalt sein kann.
Am Ende der Schulzeit, als die Examen geschrieben waren, bekam ich die Möglichkeit eigenverantwortlich eine kleine Unterrichtseinheit zur Vektorrechnung und überlagerten Bewegungen für die „upcomming Form 3“ zu halten. Doch ich war wohl der einzige Lehrer, der versuchte in diesen letzten 2 Schulwochen noch zu unterrichten. So waren nur wenige Schüler im Klassenraum, einige von ihnen wollten aber durchaus gerne etwas Physikunterricht haben. In der nächsten Stunde waren es dann schon ein paar mehr Schüler, obwohl das Thema etwas trocken ist und ohne die Mathematik, die es erst später behandelt, auch recht schwierig zu verstehen.
Es gab auch zwischendurch vereinzelt ein paar Unterrichtsstunden für mich oder ich beaufsichtigte die Arbeit im Physiklabor und berichtigte die Protokolle hinterher. Leider hab ich noch zu wenig Erfahrung im Unterricht, aber ich denke, dass die Erfolge der Schüler, zumindest was Physik betrifft, sich nicht besonders von denen in Deutschland unterscheiden. Doch es gibt natürlich schon große Unterschiede in der Arbeitsweise. Die Schüler müssen deutlich mehr Definitionen auswendig lernen und sind sicher besser im schriftlichen Rechnen, da sie weder Tafelwerk noch Taschenrechner benutzen.
An der Highschool gab es aber auch immer mal wieder Tage, an denen eigentlich nicht so richtig was zu tun war, dann blätterte ich halt in den Physikbüchern oder bastelte eine Übersichtstabelle mit allen wesentlichen physikalischen Größen und deren Einheiten für die Schüler.
Auf den Freitag freue ich mich immer besonders, da es dann an die St. Ignatius Pre- and Primary-School geht. Statt einem Schulbus kann ich mit dem Fahrrad fahren, wobei Schulbusfahrten auch ihren besonderen Charakter haben, da die Schüler die ganze Zeit beten. Sr. Euphrasia, die Schulleiterin und für mich die beeindruckendste Person hier, lobte einmal die Kinder, da sie von ihrem Zimmer aus bei deren Vorbeifahrt noch ihr Beten hören kann.
In der Grundschule ist mein Tagesablauf viel strukturierter. So ging ich immer in die Standart 2 (2. Klasse). Doch zuvor gab es den morgendlichen Appell, bei welchem ebenfalls ein „patriotisches Lied“ gesungen wird, dass eine kleine aus Trommeln und Akkordeon inklusive Tambourmajor bestehende „Schulband“ begleitet, während die Schüler halbwegs gleichmäßig von einem Bein aufs andere wippen. Nach der Begrüßung in der Klasse, die ähnlich singend jener in deutschen Grundschulen ist (Es ist schon was besonderes, wenn über 50 kleine Schüler „Education for life. Good morning Mister Maxxxx“ aufsagen.), kam schnell die wichtigste Frage des Tages auf: „Do you play football with us today?“ Ziemlich bald hatte ich die Aufgabe bekommen „Personality“ zu unterrichten. Das ist ein Fach über das gute Benehmen mit Themen wie „What is a good, a risk or a bad behaviour?“ oder „What are the rights and duties of a child?“, aber auch über die Hygiene und Gesundheitspflege. Generell hab ich mich da sehr an das Lehrbuch gehalten und leider wenig spannende Unterrichtselemente eingebaut. Das lag zu einen an dem Problem, dass die Schüler zwar schon ausgesprochen gut Englisch können, doch viele Wörter natürlich noch nicht kennen oder gar verstehen und zum anderen, da ich mir auch nicht eingefallen ist, was ich darüber hinaus noch in diesem Fach unterrichten könnte, da ich kein vergleichbares Fach in Deutschland kenne. Überhaupt ist es unglaublich schwierig bei so einer großen Klasse interaktive Elemente einzubauen. So ist es an beiden Schulen der klassische Frontalunterricht. Nur durchbrochen von kurzen Frage-Antwort-Spielen. Nach der Poretsch-Pause mit den Kindern (Poretsch ist im Wesentlichen Ugali, also Maismehl mit Zucker und Wasser, aber mir schmeckt es besser als das gekochte Ugali.) hatte ich Chai-Pause mit den Lehrern und im Anschluss kontrollierte ich die Hefte der Schüler, ob sie mein Tafelbild richtig übernommen hatten. Neben dem Auswendiglernen haben viele Schüler auch die Begabung zu einem exakten Kopieren: die Zeile im Heft war noch längst nicht voll, doch da ich auf die nächste Zeile an der Tafel wechselte, machten dies viele Schüler ebenfalls. Bemerkenswert ist auch der Austausch von Arbeitsmaterialien der Schüler untereinander. In den Examen melden sich die Highschool-Schüler, damit sie sich ein Lineal oder einen Winkelmesser (das Geodreieck ist leider noch unentdeckt) borgen können. Am beliebtesten sind aber an beiden Schulen die Radiergummi. Da in der Standart 2 noch ausschließlich mit Bleistift geschrieben wird, wandern dort auch Anspitzer oder Rasierklingen oft durch die Bänke. Manche Schüler haben Buntstifte, andere nicht, aber generell wird da recht schnell geteilt, auch wenn es natürlich immer mal wieder zu Streitereien kommen kann. Doch insgesamt staune ich besonders über die Disziplin der Schüler an der Grundschule.
Irgendwann war es dann Zeit für die Beantwortung der Fussball-Frage und so fand immer ein gut einstündiges Fussballspiel statt. Anfangs versuchte ich noch Mannschaften durch Abzählen einzuteilen, aber da sie ihre Nummer vergaßen oder einfach die Mannschaft wechselten und ich auch nie ganz wusste, wer mit mir spielt, ersann ich die Möglichkeit, dass einige Schüler in ihrem roten Pullover gegen die anderen in ihren grauen T-Shirts spielen konnten. Nachdem die Schüler dieses Aufteilungssystem begriffen hatten, kamen viele immer in ihren grauen T-Shirts, da dies für gewöhnlich die Gewinnermannschaft war. So verteilte ich bald zusätzlich noch rote Leibchen, um wenigstens halbwegs ausgeglichene Mannschaften zu haben. Aber letztendlich gelang es mir nur ein einziges Mal mit der roten Mannschaft zu gewinnen. Wohlgemerkt gegen Schüler der zweiten Klasse. Aber meist hat es allen Spaß gemacht mit gut 30 Spielern auf einem annähernd der Größe eines Halbfeldes entsprechenden Fläche Fussball zu spielen. Einige Schüler scheinen jedoch immer besonders anfällig für Verletzungen zu sein. Falls ich mal hinfiel, kamen die Schüler angerannt und klopften unter einem „Sorry, teacher“ mir den Staub von der Hose.
Ende November begannen dann die Schulferien mit einer Vorbereitungswoche der Lehrer, in der viele Dinge, beispielsweise die Organisation der Labortory-Zeiten für Form 3 und 4 oder das anstehende akademische Jahr, aber auch Gehaltserhöhungen diskutiert wurden.
Mitte Dezember verließ ich Dodoma für eine Woche Zwischenseminar in Bagamoyo, ein Badeort am Ozean nördlich von Dar-Es-Salam. Einerseits war es mit ca. 25 deutschsprachigen Freiwilligen von verschiedenen katholischen Organisationen, im Wesentlichen aus Tansania und frische Abiturienten, eine recht große Gruppe und unsere Einsatzstellen ja doch sehr verschieden, so dass die Probleme auch sehr unterschiedlich sein können. Anderseits hab ich hier (fast) keine wirklich ernsthaften Probleme bisher gehabt. Trotzdem hätte ich mehr wirkliche Zwischenseminararbeit gewünscht, insbesondere um die spezifische Landeskultur etwas mehr zu verstehen, anstatt der Idee „ach, geben wir unseren Freiwilligen mal eine Woche Strandurlaub“, wobei das für einige sicher auch einfach mal gut war.
Über die Weihnachtszeit hatte ich ja bereits berichtet und so ging es Anfang Januar wieder langsam mit der Schule los: Orientierungswoche für die neue Form 1 und etwas Weiterbildung für die Lehrer, auch zum Thema „punishment“ (Bestrafung der Schüler) und gesunder Nähe und Distanz zwischen Schüler und Lehrern. Eigentlich waren sich alle einig, dass jede Bestrafung nicht den akademischen Erfolg der Schüler behindern darf und dass „corporal punishment“ (Schläge) auch keine gute Erziehungsmethode darstellt, auch wenn viele Eltern und zum Teil auch Schüler dies begrüßen. In den folgenden Wochen habe ich es auch deutlich seltener wahrgenommen, dass Lehrer mit einem Stock herumgelaufen sind. Es kam auch vor, dass Schüler in unser „natural science department“ kamen und nach einem Stock fragten und wir etwas suchen mussten bis wir einen verstaubten fanden. So scheint es, dass es nun keine generelle Erlaubnis für die Lehrer für Stockschläge gibt. Von den Schülern werden solche Veränderungen aber auch unterschiedlich aufgenommen. Körperliche Züchtigung wird manchmal eingefordert, da wohl anders manchmal nicht eine gute Disziplin erreicht werden kann. Dass wir Freiwilligen nicht schlagen, wissen sie aber. Neuerdings müssen die Schüler nun immer Briefe für den neuen Disziplin-Lehrer schreiben, in denen sie versprechen, dass sie sich bessern. Dazu gibt es dann noch eine Strafte, die meist irgendein Reinigungsdienst ist. Da momentan noch Regenzeit ist und dementsprechend das Gras entsprechend sehr schnell wächst, ist derzeit „slashing“ (Rasen mähen mit einem recht stumpfen schwarzen Schwert) die am häufigsten verteilte Sühne-Aufgabe. An der Grundschule gibt es seit einem Jahr keine Stock-Schläge mehr.
Der wirkliche Unterrichtsbeginn im Januar verzögerte sich aber unverhofft. Der Grund dafür war der Mond. Ja, plötzlich gibt es halt zwei islamische Feiertage, wie es am Abend zuvor der Präsident Tansanias verkündete. Hier zeigt sich auch ein anderes Zeitverständnis als es uns zumeist in Europa eigen ist. Man ist nicht Herr über die Zeit und betrachtet sie als kostbares und schützenswertes Gut, sondern sie wird einem unverfügbar geschenkt. Warten ist eine alltägliche Situation. Ich weiß nicht, ob es unter dieser Grundannahme als Geduld bezeichnet werden kann, aber für europäische Augen scheint es das zu sein.
Mitte Januar startete nun endlich der inhaltliche Unterricht. Letztendlich hatte ich es mit ein paar „Review-Lessons“ für die Form 2 in den Stundenplan geschafft und sollte auch bei deren Physikstunden mitarbeiten. Inzwischen hatte sich jedoch auch das Lehrerkollegium etwas geändert, anstatt mit Katabaro zusammen zu arbeiten, der an eine andere Schule gegangen war, war nun der neue Informatik-Lehrer Monko auch für die Form 2 in Physik zuständig. Am Morgen des ersten richtigen Schultages meinte er, dass er noch nichts vorbereitet hat und ob ich den Unterricht nicht übernehmen könnte. Da ich mir durchaus schon Gedanken gemacht und ein Tafelbild erarbeitet hatte, war das kein Problem. Doch in den folgenden 2 Wochen unterrichtete ich alle 4 Streams ganz alleine und hatte mal schnell gute 30 Stunden unterrichtet. Dann übernahm Monko endlich seine Aufgabe und ich bekam 3 Examen zur Berichtigung, die allerdings noch einen etwas kleinen Umfang hatten, als am Ende des Jahres. Inzwischen sitze ich nun an der Komposition von 15 (!) Probeexamen im Umfang von je 2 Stunden für die Schüler. Einerseits ist das natürlich viel Arbeit, weil ich nicht einfach nur die Fragen von vorhergehenden Examen benutzen und auch nicht mehrmals die gleiche Frage stellen möchte, aber gerade im Hinblick auf meine „Review-Lessons“ auch ein sehr guter Aufgabenschatz. Doch ich hoffe, dass ich in einer Woche damit fertig bin und dann wieder einen Stream in Physik unterrichten darf. Denn etwas neues den Schülern beizubringen, macht etwas mehr Spaß als nur das bereits gelernte zu festigen.
Nebenbei war ich mit der Verteilung der Schüler auf die Schul-Clubs beschäftigt und hab nun selbst jeden Donnerstag zweimal eine Stunde meinen Deutsch-Club, zu dem auch einige Lehrer ab und zu vorbei schauen. Außerdem gibt es nun auch wieder Gitarrenstunden an der Highschool. Nach etwas Anlaufschwierigkeiten kommen nun jeden Tag nach dem Mittagessen ein paar Schüler. Das nächste Projekt steht bereits in den Startlöchern: die Schulband. Viele Schüler haben bereits Interesse bekundet, doch können noch kein Instrument. Meine Idee ist es deshalb mit den Musikern eine „richtige“ Schulband zu gründen und außerdem eine Stomp!-ähnliche Perkussionsgruppe für alle anderen, denn tanzen können sie einfach. Spätestens zum St.-Peter-Clavers-Day im September möchte ich beide auftrittsreif haben, ob ich dann allerdings noch da bin, weiß ich noch nicht.
Wie jeden Freitag geht es für mich weiterhin zur Grundschule und ich freue mich besonders auf diesen Tag. Meiner Klasse, inzwischen Standart 3, bin ich treu geblieben, doch hab ich noch kein regelmäßiges Fach für mich gefunden. Mal Geographie oder Mathe, doch am liebsten unterrichte ich „vocational skills“, was ungefähr einem Mix aus Kunst, Musik und Handarbeit entspricht. Derzeit sprechen wir über Farben. Ja, sprechen. Die Schüler sollen dann Primär- und Sekundär-Farben theoretisch unterschieden können. Einfach mal Bilder malen, ist eher selten, da das ja nicht im Examen abgeprüft werden kann. Also kein „learning by doing“, sondern „learning based on definitions“. Ob das Memorieren wirklich so einfach zu dem auch vom offiziellen Lehrplan geforderten kritischen und kreativen Denken führt, sei mal dahin gestellt.
Zwischendurch spiele ich mit der ersten und zweiten Klasse während ihrer Sportzeit. Nach dem Mittagessen gibt es dann Gitarrenunterricht, doch nun habe ich es übers Herz bringen müssen, nur noch bestimmte Schüler zuzulassen, da ein sinnvolles Unterrichten mit mehr als zwanzig rumspringenden und lärmenden Kindern, insbesondere denen „meiner“ Standart 3, nicht möglich ist, zumal wir auch nur 2 Gitarren haben.
Zu all der Arbeit in der Schule kommt natürlich noch der Alltag im Haushalt mit kochen, einkaufen, putzen und waschen. Nicht zu vergessen die Chorproben, die manchmal auch anstrengend sein können. Gerade eben gab es jedoch eine Premiere in der Chorprobe: wir haben uns zu ersten Mal eingesungen. Im Wesentlichen war das zwar nur die Tonleiter und ein paar Kadenzen, aber langsam wird es professionell. Zum Aschermittwoch werden wird morgen Abend auch in der Kirche singen.
Es ist also eine große Vielfalt der Aufgaben und Herausforderungen, die mein Freiwilligenleben hier so spannend macht. So fühle ich mich hier weiterhin sehr wohl.